So setzen Sie schnell Ihre Digitalisierungsstrategie um
Immer mehr mittelständische Unternehmen beginnen mit der Erstellung und Umsetzung ihrer Digitalisierungsstrategie im Zuge ihrer digitalen Transformation. Doch kaum ist die Dringlichkeit des Themas erkannt und die digitale Transformation die oberste Priorität des Management-Boards, müssen konkrete Umsetzungen her. Spätestens bei der Umsetzung stoßen viele Unternehmen aber auf die ersten großen Probleme. Dieser Artikel beschäftigt sich mit einigen dieser Problemen welche Chronologisch von der Entwicklung der Digitalisierungsstrategie bis hin zur Einführung von Softwareprodukten, Apps und digitalen Services angeordnet sind und bietet schnelle Lösungsstrategien.
Problem: Oberste Geschäftsebene hat digitale Geschäftsmodelle nicht verstanden.
Der Prophet ist im eigenen Haus nichts wert. Oft gibt es engagierte CTOs, IT-Leiter, oder Fachabteilungsleiter im mittleren Management, die am Puls der Zeit erkennen, dass es allerhöchste Eisenbahn ist mit der digitalen Transformation zu starten. Unternehmen wie Uber oder AirBnB sind keine Taxiunternehmen oder Hotelketten – nein – es sind Technologieunternehmen die an den Marktführern vorbeirasen und ganze Branchen auf den Kopf stellen. Mittlere Manager, die dies erkannt haben aber deren Geschäftsführung noch nicht so weit sind, sollten nicht selbst auf Bekehrungsmission gehen, sondern selbst Unternehmensberater ins Haus holen die diese Überzeugungsarbeit leisten. Des Weiteren können kleine Testballon-Projekte durchaus von Fachabteilungen durchgeführt werden, wenn diese jedoch nachher im Zuge einer richtigen Digitalisierungsstrategieumsetzung auf solide Beine gestellt werden und ggf. neuentwickelt werden. Diese Projekte sollten keinesfalls als Proof-of-Concept gesehen werden, sondern mehr als Proof-of-Value Projekte.
Lösung:
- Holen Sie sich Berater ins Haus
- Machen Sie kleine Proof-of-Value Projekte
- Bedenken Sie – digitale Transformation ist Chefsache und zwar oberster Etage
Problem: Wichtige Mitarbeiter sind skeptisch
Kaum ist die digitale Transformation und Digitalisierungsstrategie von ganz oben genehmigt, so entstehen schon die ersten Zweifel und Ängste. Machen sie sich bewusst das Veränderung immer große Emotionen hervorruft und Mut verlangt. Digitalisierungsprojekte sind immer auch Change-Projekte. Machen Sie sich und ihren Mitarbeitern bewusst, dass dieser Change notwendig ist, beschäftigen Sie sich mit dem Thema und sollte es gar nicht anders gehen holen sie sich auch hier Beratung ins Haus. Ein Unternehmen besteht meist aus 20% Entdeckern und Veränderer, 60 % Neutralen, Untentschlossenen und 20 % Bewahrern und Skeptikern. Versuchen Sie gemeinsam mit den Veränderern und Entdeckern gemeinsam die unentschlossenen Kollegen ins Boot zu holen. Je größer die Gruppe der Committeten Mitarbeitern ist umso leichter wird der Change von statten gehen.
Lösung:
- Machen Sie sich bewusst, dass Sie sich in einem Change Prozess befinden
- Suchen Sie Verbündete und Befürworter der Veränderung
- Streichen Sie die positiven Aspekte der Veränderung immer wieder heraus
- Betreiben Sie Marketing für die Digitalisierung
- Holen Sie Beobachter mit ins Boot
- Holen Sie sich ggf. professionelle Hilfe
Problem: von der Mücke zum Elefanten
Viele Unternehmen setzen zunächst kleine Proof-of-Value-Projekte und Testballoons um, bis Sie dann mit eine Big-Bang die digitale Transformation durchziehen wollen. Durch den oben beschriebenen Change-Prozess-Charakter und die Eigenschaft, dass digitale Transformation meist auch organisatorische Änderungen in der Aufbauorganisation mit sich bringt, können diese Transformationen nur langsam und schrittweise vollzogen werden. Legen sie daher die digitale Roadmap so an, dass sie auch realistisch und schrittweise umgesetzt werden kann.
Lösung:
- Anlegen einer realistischen digitalen Roadmap
- Identifizieren und Umsetzen von Quick-Wins
- Schrittweise Umsetzung der Ziele
- Zeiten einräumen für den Changeprozess
- Aufbau-Organisation berücksichtigen und organisch wachsen lassen
Problem: Digitalisierung Nebenbei
Oft ist die Digitalisierung geplant und soll umgesetzt werden, es werden aber von der Geschäftsführung oder vom mittleren Management keine eigenen Ressourcen für die Digitalisierung geplant und freigemacht. Die Organisation und Umsetzung von Digitalisierungsprojekten benötigt aber Zeit und Ressourcen. Es ist nicht empfehlenswert eine Digitalisierung neben einen Fulltime-Job umsetzen zu lassen. Die Verpflichtungen des jeweiligen Digitalisierungsbeauftragten im Tagesgeschäft müssen stillgelegt oder zumindest erheblich zurückgefahren werden.
Lösung:
- Freistellung von Digitalisierungsbeauftragten von Tagesgeschäftsverantwortungen
- Ausstattung dieser mit ausreichend Ressourcen und Kompetenzen
Problem: Digitalisierung Ja – digitale Geschäftsmodelle Nein
In Mitteleuropa geht die Digitalisierung in Mittelstandsunternehmen gut voran. Es werden mehr und mehr Geschäftsprozesse digitalisiert. Arbeiten werden automatisiert und die Effizienz gesteigert. Digitale Transformation heißt jedoch der Wandle von klassischen Geschäftsmodellen hin zu digitalen Geschäftsmodellen. Es fehlt oft an einen Umsetzungsplan, Erfahrungen und Ideen zur Monetarisierung von digitalen Produkten.
Lösung:
- Berücksichtigen Sie von Anfang an auch neue Geschäftsmodelle
- Erarbeiten Sie sich Knowhow in digitalen Geschäftsmodellen
- Holen Sie sich Erfahrungen und Wissen in Form von Beratungsleistungen und potenten Partnern ins Haus.
Problem: Entwerfen digitaler Produkte
Viele Mittelstandsunternehmen im B2B Bereich arbeiten noch mit sehr klassischer Desktop-Software, ERP-Systemen, mit Software zur Steuerung von Maschinen, mit Planungssoftware für den Desktop etc. Diese Software erfüllt seinen Zweck, hat aber meist keinen Modernen User-Experience Ansatz in der Oberflächengestaltung und Menüführung. Sprich die Software ist schwer zu verwenden, klobig und teuer. Oft fehlt auch das Verständnis für Software generell. Wenn Sie in der Designphase ihrer Digitalisierungssoftware sind, sollten Sie sich dringend externe Hilfe suchen. Sonst wird Ihre Betriebsblindheit potentiell die Entwicklung ihrer Software sabotieren. Softwareprojekte können auch scheitern, selbst wenn alle Funktionen vorhanden sind und gebraucht werden würden. Wenn man diese Funktionen aber nicht intuitiv findet oder nicht einfach verwendbar sind so wird die Software nicht verwendet und kann somit keinen Gewinn einspielen.
Lösung:
- Holen Sie sich externe Designer ins Haus
- Suchen Sie sich Friendly-Testuser
- Machen Sie Oberflächen-Dummys und testen Sie diese mit echten Usern
- Stecken Sie lieber mehr Aufwand ins Design als zu wenig.
Problem: Eigene Software selbst bauen
Es gibt Unternehmen, die arbeiten kategorisch nicht mit externen Partnern zusammen. Sie wollen alles im eigenen Haus haben und kontrollieren können. Gerade wenn es um die Zukunft des Unternehmens geht, wie es bei einem so riesigen Umstellungsprozess wie der digitalen Transformation geht, wollen diese Firmen aus Risikogründen eigene Entwickler im Unternehmen haben. Das ist ein Fehler. Diese Unternehmen bzw. die Entscheider in diesen Unternehmen unterschätzen die Komplexität und die Vielseitigkeit die eine moderne Software heutzutage aufweist. Es ist nicht mehr möglich mit zwei einzelnen „Allroundern“ eine Moderne Software zu erstellen. Zu einer guten Software müssen so viel Aufgabengebiete bravourös gemeistert werden, dass dies unmöglich eine Hand voll Experten abdecken können. Darunter fallen unter anderem:
- Design,
- UI/Ux,
- Architektur,
- Frontendtechnologien,
- Backendtechnologien,
- Datenbanken,
- Security-Themen,
- Hosting-Themen,
- rechtliche Themen,
- Hardware-Themen,
- Skalierung,
- Testing,
- Agiles-Projektmanagement,
- Deployment,
- App-Spezialisten,
- Web-Spezialisten etc.
Unabhängig von dieser hohen Komplexität ist es außerdem extrem schwierig gute Software-Entwickler und IT-Experten am Markt zu finden und im Unternehmen zu halten.
Lösung:
- Suchen Sie nach strategischen Partnerschaften
- Bauen Sie erstmals einen 1st- und 2nd-Level-Support im Unternehmen auf.
- Arbeiten Sie eher mit Unternehmen als mit einzelnen Freelancern zusammen
- Achten Sie auf das Gesamtpaket und nicht auf Einzelheiten ihrer Partner
- Bauen Sie parallel, wenn es die Geschäftsführung verlangt, erst ein eigenes Softwareentwicklungsteam/ IT-Team auf
Problem: Digitale Produkte und Services verkaufen.
Es ist ein grundlegender Unterschied zwischen dem Verkaufen von materiellen Dingen (wie Maschinen, Öfen, Werkzeugen etc.) und dem Verkaufen von digitale Produkte oder Services. Diese Erfahrung haben einige Unternehmen nach der digitalen Transformation auf schmerzhafte Art und Weise lernen müssen. Marketing und Vertrieb funktionieren bei Services und digitalen Produkten anders.
Lösung:
- Bereiten Sie ihre Verkäufer auf die neuen Anforderungen vor
- Schicken Sie sie gegebenenfalls auf Schulungen
- Bereiten Sie unterstützende Materialien und Marketing-Maßnahmen rechtzeitig vor.
Problem: Fehlender Support
So wie bei Vertriebsaufgaben ist auch die Wartung und der Support von Software anders als von Hardware. Es fallen weniger direkt verrechenbare Wartungskosten an den Einzelnen Kunden an und mehr Gemeinkosten in der Wartung. Des Weiteren muss der Support und Kundendienst speziell geschult werden, weil völlig neue digitale Fragestellungen auf diesen zukommen werden.
Lösung:
- Rechtzeitige Vorbereitung des Kundendienstes auf digitale Produkte und Services
- Richtiges Kalkulieren von Wartungskosten
- Aufbau eines 1st- und 2nd-Level-Supports
- Schulung von Kundendienst-Mitarbeitern
- Aufbau von richtigen Support-Toolings
- Berücksichtigung von Support und Kundenanfragen bei Planung von Digitalisierungsprojekten und digitaler Transformation.
Buchempfehlung
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Zum Autor:
David Theil aus Linz Oberösterreich ist Digitalisierungs-Coach, Software-Entwickler und als Head of Presales and Delivery für über 30 Softwareentwickler verantwortlich. Beruflich beschäftigt er sich bereits jahrelang mit der Digitalisierung und hat bereits bei vielen Digitalisierungs-Projekten in der Wirtschaft federführend mitgewirkt. Er bewegt sich in Themen wie Digitalisierung, IoT, oder Industrie 4.0 sowohl beratend als auch praktisch mit echten Lösungen.
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